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Barcelona 2006

Marato Barcelona am 26.03.2006

Vor vielen Jahren hatte uns Gaudi mit seinen architektonischen Kunstwerken schon einmal für einen Tag nach Barcelona gelockt. Jetzt haben wir der katalonischen Hauptstadt einen zweiten Besuch abgestattet, um die Sehenswürdigkeiten anzuschauen, für die beim letzten Mal keine Zeit war und vor allem, um den Marato Barcelona zu laufen, der in diesem Jahr mit einer neuen und interessanten Strecke durch die verschiedenen Stadtteile aufwartete.

Start und Ziel befanden sich, schön gelegen, auf der Av. de la Reina Maria Cristina, zwischen der Placa d´Espanya und dem Montjuic, Barcelonas 213 Meter hohem „Hausberg“, der neben vielen Museen auch das Olympiastadion der Sommerspiele 1992 beherbergt und einen schönen Blick über Barcelona gestattet.

Wir hatten uns im Catalonia Barcelona Plaza Hotel einquartiert, das direkt an der Placa d´Espanya liegt und von wo es nur wenige Schritte zum Start-/Zeitbereich waren. Die Lage war aber der einzige Vorteil dieses Hotels. Davon abgesehen, dass es von außen sehr hässlich ist und überhaupt nicht in die schöne Umgebung des Platzes passt, war das Hotel überteuert und das Personal unfreundlich, überhaupt nicht hilfsbereit oder einfach nur unfähig.

Am Tag vor dem Lauf besuchten wir die Marathonmesse, die wir uns größer vorgestellt hatten. Es gab nur wenige Stände und die meisten Aussteller präsentierten auch nur ihre Waren, ohne sie zum Verkauf anzubieten. Auch die Tüte mit den Startunterlagen fiel etwas karg aus. Sie enthielt neben der Startnummer und einem Leihchip zur Zeitnahme nur ein Puma T-Shirt, einen Kugelschreiber und einen Schlüsselanhänger. 

Interessant war auch die Pasta Party, die auch im Startpreis von 40 Euro enthalten war und zu der der Veranstalter am Samstag Nachmittag einlud.

Es gab eine Dose Softgetränk und eine Portion in Folie eingeschweißte Nudeln …

... aus der Mikrowelle.

Der Tag X. Es geht los!

8.25 Uhr
Nach einer, u. a. wegen der Zeitumstellung, viel zu kurzen Nacht treffen wir uns mit unseren Lauffreunden vom Skiclub Flieden vor unserem Hotel. Ganz rechts stehen Marianne, die heute Geburtstag hat, und ich, im blaugelben Laufshirt des Laufteams SV Hohenwettersbach und daneben in deutlicher Überzahl, die Fliedener in ihren leuchtend orangenen Hemden, die aber heute nicht so sehr aus der Läuferschar herausleuchten, weil auch sehr viele Holländer in orangefarbener Kleidung unterwegs sein werden.

8.32 Uhr
Man glaubt kaum, dass in 28 Minuten der Startschuss fällt, denn die Läufer, die sich jetzt im Startbereich befinden, kann man fast noch an einer Hand abzählen. Ich wusste gar nicht, dass die Spanier auch so gemütlich sind, wie die Italiener, bei denen wir vor einem Jahr in
Rom gelaufen sind. Vielleicht wollen sich manche Läufer auch nur noch etwas vor der Sonne schützen, die schon jetzt in den frühen Morgenstunden vom Himmel knallt.

8.58 Uhr
Gleich geht’s los. Jetzt haben sich die Startblöcke doch recht schnell gefüllt. Ich habe mir für heute keine feste Zielzeit vorgenommen und mich in den Startblock für die 3-4 Stundenläufer eingereiht. Für einen neuen Rekord ist es sowieso noch zu früh im Jahr und zudem ahne ich schon, dass der Lauf bei diesen Temperaturen (bereits jetzt haben wir etwa 20 Grad Celsius) nicht gerade leicht werden wird. Ich nehme mir vielmehr für heute vor, die Stadt zu genießen und viele Fotos zu machen.

Ich höre den Startschuss, blicke noch einmal zurück auf die Läuferinnen und Läufer hinter mir, den Font Màgica und den Palau Nacional und bewege mich langsam mit der Läuferschar Richtung Start.

9.00 Uhr
Nur zwölf Sekunden hat es gedauert, um zur Startlinie zu kommen. Langsam kommt die Menschenmasse in Gang. Wir laufen auf die Torres Victorianas, den Placa d´Espanya und unser Hotel zu, dessen große Uhr an der Fassade 8 Uhr, also noch die Winterzeit, anzeigt …

… und biegen dann links ab in die Av. de Creu Coberta, die breit genug ist, um die laut Veranstalter 6.000 Teilnehmer leicht aufzunehmen. Schon jetzt kann man einigermaßen sein eigenes Tempo laufen, ohne ständig überholen zu müssen.

9.10 Uhr
Nach etwa 1,5 Kilometern biegen wir rechts in die Rbla. de Brasil ein und die bisher ebene Strecke beginnt etwas anzusteigen.

9.16 Uhr
Wir kommen zum Camp Nou und dem Fußballstation des FC Barcelona (im Hintergrund des Bildes). Obwohl wir erst knapp drei Kilometer gelaufen sind, bin ich schon total verschwitzt. Verantwortlich dafür ist zum einen die Sonne, die erbarmungslos auf uns niederknallt und zum anderen die leichte Steigung, die zwar nur 40 Höhenmeter verteilt auf etwa drei Kilometer beträgt, aber doch zu spüren ist.

9.22 Uhr
Herrlich. Gleich werde ich zum ersten Mal in meinem bisher relativ kurzen Läuferleben an Palmen vorbeilaufen, die an der Avinguda del Dr. Maranón stehen und mich die Hitze und die ersten Anstrengungen dieses Marathons schnell vergessen lassen. Danach biegen wir rechts in die Avinguda Diagonal ein, auf der wir heute noch öfter laufen werden und die sich, wie der Name schon vermuten lässt, diagonal durch ganz Barcelona zieht. Die Straße fällt jetzt wieder leicht ab und es macht Spaß, die 8-spurige Avinguda entlangzulaufen.

9.26 Uhr
Gerade sind wir an der 5 km Marke vorbeigekommen, an der die erste Zwischenzeit genommen wird. Ich freue mich schon, dass bei diesem Marathon wohl alle fünf Kilometer eine Zeitmessung erfolgt, was sich allerdings später als Trugschluß erweist. Denn es handelt sich hierbei nur um die Ermittlung der Zwischenzeit für die 10-km-Läufer, die momentan noch unter uns sind.

9.49 Uhr
Wir sind jetzt auf der Avda. Carrer de Tarragona. Gerade wurden am Straßenrand Orangenstücke verteilt und ich bin ganz begeistert, wie gut sich der Veranstalter um uns kümmert. Aber wie ich später merken werde, war das auch nur eine einmalige Geste für die 10-km-Läufer, die an keiner Stelle des Laufes mehr wiederholt wird.

Wir laufen weiter in Richtung Placa d´Espanya, …

… wo die 10-km-Läufer rechts abbiegen dürfen und schon fast am Ziel sind, während die Marathonis links in die Gran Via einschwenken und noch 2-3 Stündchen Sightseeing vor sich haben.

9.51 Uhr
Kurz darauf passieren wir 10-km-Marke, die nächste Zeitmessung und die zweite Verpflegungsstelle. Da meine eigene Flasche schon eine Weile leer ist, greife ich hier zum ersten Mal zu. Die Getränke werden nicht in Bechern, sondern in kleinen Plastikflaschen angeboten, was mir sehr entgegen kommt.  Ich greife mir zwei Flaschen, schütte mir die eine über den Kopf und behalte die andere als Verpflegung für die nächsten Kilometer in der Hand.

10.01 Uhr
Die Kühlung durch das Wasser und der Schatten der Häuser tun gut und bringen den Puls wieder in normale Regionen. Wir sind gerade an der Universität vorbeigekommen, danach links in die Passeig de Gracia eingebogen und laufen gerade an der 12-km-Marke vorbei.

Auf der linken Seite der Straße sehen wir jetzt das Casa Batlló von Antoni Gaudi mit seiner weich geschwungenen und mosaikgeschückten Fassade.

Danach gibt es Schwämme zur Erfrischung, die im Gegensatz zu den Schwämmen beim Bienwald-Marathon vor zwei Wochen reißenden Absatz finden. Wer sich hier keinen Schwamm greift läuft Gefahr, im weiteren Verlauf des Marathons leer auszugehen. Denn bei den nächsten Ständen sind entweder die Schwämme alle oder es ist kein Wasser mehr da. Ich nehme keinen Schwamm und laufe weiter, denn ich setze auf die Kühlung mittels Wasserflaschendusche.

10.04 Uhr
Das nächste Gaudi-Gebäude huscht an uns vorbei: die Casa Milà, Weltkulturerbe seit 1984 und das letzte Wohngebäude, das Gaudi errichtete, bevor er sich danach voll und ganz der Sagrada Familia widmete.

Es geht links ab, am Casa Terrades, dem “Haus der Nadeln” vorbei …

… und erneut auf die Avinguda Diagonal, Richtung dem Torre Agbar, der uns ab jetzt auf allen Wegen verfolgt.

10.17 Uhr
Die ersten 15 km sind geschafft. Wir laufen auf der Trav. Gràcia Sardenya durch ein Viertel mit älteren und wenig spektakulären Hochhäusern, die uns aber zum Glück genug Schutz vor der Sonne bieten …

… und kommen am Hospital de Sant Pau vorbei, einem weiteren von der UNESCO als Weltkulturerbe gelisteten Gebäude, das noch heute als Krankenhaus genutzt wird (das Foto wurde einen Tag nach dem Marathon aufgenommen).

Um 10.23 Uhr erreiche ich das 10-Meilen-Schild, das auf der Avinguda Gaudi steht, die uns direkt zur Sagrada Familia führt. Hier stehen endlich wieder ein paar Zuschauer und jubeln uns zu. Und hier geht es richtig schön bergab. Wenn ich auf dieser Straße nicht sieben Mal angehalten hätte, um zu fotografieren, hätte ich vielleicht richtig Zeit gutmachen können.

Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Sagrada Familia, deren Bau bereits 1882 begonnen wurde und noch Jahrzehnte andauern wird.

10.26 Uhr
Wir umrunden Gaudis unvollendetes Lebenswerk, kommen an der Westfassade mit vier der bisher acht erbauten 100 Meter hohen Türme vorbei …

… und verlassen das Kunstwerk auf der Carrer de Mallorca Richtung Osten.

10.40 Uhr
Wir erreichen den nächsten Fixpunkt, der auf dem Marathon-Routenplan eingezeichnet ist - die Brücke Pont de Calatrava.

Von hier aus sehen wir schon wieder den Torre Agbar, der unser nächstes Zwischenziel sein wird.

Wir verlassen die Brücke …

10.48 Uhr
... und erreichen schon bald die Halbmarathondistanz, die ich in 1:48:10 bewältige. Obwohl mir schon nach drei Kilometern viel zu heiß war und mein Puls schon etwas in die Höhe ging, habe ich nun doch die erste Hälfte des Marathons leicht überwunden. Die neuen Eindrücke, die Suche nach Motiven und das Fotografieren haben mich so abgelenkt, dass mich der Lauf bisher überhaupt nicht angestrengt hat.

10.50 Uhr
Wir laufen unter einer Unterführung durch und stehen plötzlich vor dem Torre Agbar, der ganz Barcelona überragt.

Vorbei am Torre,  kommen wir erneut ein Stückchen auf die Avinguda Diagonal …

… bis wir Kilometer 23 und die Gran Via, eine der Hauptverkehrsadern Barcelonas, erreichen …

… an der wir etwa zwei Kilometer entlang laufen.

11.13 Uhr
Ein letztes Mal biegen wir in die Avda. Diagonal ein, diesmal von Osten kommend, aber wieder Richtung Torre Agbar.

Auch auf dieser etwa zwei Kilometer langen Wendestrecke knallt die Sonne erbarmungslos auf uns herab.

Ein paar Meter weiter überholt mich Jürgen von der LSG Karlsruhe (der mit dem blauweißen Shirt vorne rechts). Wir reden kurz miteinander; dann lasse ich ihn ziehen und trotte weiter. Für heute war das das einzige Gespräch mit einem Mitläufer. Leider habe ich nämlich sonst keinen Bekannten unterwegs getroffen und leider hat sich auch sonst keiner als Deutscher zu erkennen gegeben.

11.27 Uhr
Wir laufen die Wendestrecke zurück …

… vorbei an einigen Hochhäusern in Richtung …

… des riesigen, dreieckigen, kobaldblauen  Edifici Fòrum, das für das fünfmonatige Welt-Kultur-Forum der UNESCO 2004 erbaut worden war.

11.32 Uhr
Auch bei Kilometer 29 stehen so gut wie keine Zuschauer. Aber das macht nichts, denn …

... unser Weg führt uns jetzt direkt Richtung Meer, dessen Anblick mir neuen Auftrieb gibt.

Hier passieren wir eine riesige Solaranlage …

… und setzen unseren Weg am Meer entlang fort Richtung Port Olimpic.

Noch immer ist es knallig heiß. Aber jetzt bläst uns der Wind entgegen, der zwar für Abkühlung sorgt, aber auch zusätzliche Kraft kostet.

11.37 Uhr
Bei Kilometermarke 30 wird erneut die Zwischenzeit genommen. Hier muss man aufpassen, dass man nicht ausversehen an den Matten zur Chipaktivierung vorbeiläuft.

Trotz der heißen Sonne und des Gegenwinds bin ich total begeistert …

… und genieße die ca. vier Kilometer lange Wegstrecke, die uns am Meer entlang führt.

11.58 Uhr
Eben sind wir gerade am Port Olimpic mit seinen zwei charakteristischen, schon von weitem erkennbaren Hochhäusern vorbeigelaufen ...

... und jetzt  geht es weiter, immer auf der „blue line“ …

… bis in den Parc Ciutadella, wo wir auf sandigem Boden …

… zur Kilometermarke 35 kommen.
Ich bin jetzt seit 3:07 Stunden unterwegs und inzwischen macht sich Sonne, Gegenwind, hügelige Strecke und vielleicht auch mein Trainingsmarathon von vor zwei Wochen bemerkbar und ich würde an dieser Stelle am liebsten schon aufhören.

Aber selbstverständlich laufe ich weiter Richtung Arc de Triomf. Ich greife mir eine neue Wasserflasche und – oh welch Wunder – zum ersten Mal seit den Orangenstücken vor über 25 Kilometern bietet mir einer der Streckenposten etwas zu essen an. Es gibt Müsliriegel vom Marathonsponsor Santiveri, von denen ich liebend gern einen annehme und gleich verschlinge.

12.18 Uhr
Vor der Placa Catalunya …

… biegen wir links ab in die Avda. Porta de l´Angel in Richtung Altstadt.

Ich überquere den Placa Nova und rechne mir aus, wie lange ich heute noch durchhalten muss. Hier stehen wieder einige Leute am Straßenrand, aber ich glaube, dass es sich hierbei nicht um Marathonfans handelt, sondern vielmehr um die hier üblichen Touristen, die sich vielleicht sogar gestört fühlen durch uns.

Durch die Carrer Ferran …

… kommen wir auf die Rambles …

… und schwenken nach Süden, in Richtung Monumento a Colon.

12.30Uhr
Am Placa de les Drassanes gehts dann rechts in die Avenguda Paral.lel und ab hier kann ich mir in etwa vorstellen, wie weit ich noch laufen muss, weil wir von hier aus schon einmal zurück zum Hotel gegangen sind. Wir haben jetzt etwa 38 km hinter uns. Beruhigend aber ein wenig demotivierend ist, dass wohl so ziemlich alle meine Mitläufer jetzt schon mit ihren Kräften am Ende sind. Noch nie habe ich so viele gehende Marathonis gesehen wie hier.

Gleich habe ich es geschafft. Am Ende der Straße liegt in etwa einem Kilometer Entfernung das ersehnte Ziel. Ich ignoriere jetzt einfach meine Müdigkeit und versuche locker weiter zu laufen, obwohl die Straße hier nochmal stetig ansteigt.

12.51 Uhr
Wir erreichen wieder den Placa de Espanya. Hier stehen wieder einige Zuschauer, die uns mit ihren “Venga, Venga, Vamos, Vamos”-Rufen Kraft für die letzten Meter geben wollen. Ich habe aber schon den Tunnelblick, nehme die Leute eigentlich fast gar nicht mehr wahr und versuche nur noch, endlich das Ziel zu erreichen ...

... das nach der nächsten Biegung auftaucht. Links vorne sitzt übrigens ein Fotograf, der gerade das folgende Foto schießt.

Nach netto 3 Stunden 52 Minuten und 45 Sekunden komme ich als 2225. von insgesamt 4179 Finishern ins Ziel. Damit war ich heute nicht einmal so schnell, wie bei meinem Trainingsmarathon vor zwei Wochen. Doch wie gesagt, kam es mir auf das Ergebnis heute gar nicht an. Schließlich habe ich während des Laufs über 100 Fotos geschossen, was ja auch etwas Zeit in Anspruch genommen hat, und bin trotz der Hitze immer im dunkelgrünen Bereich gelaufen, sodass ich für den Abend noch fit genug war, um den Geburtstag meiner Frau Marianne zu feiern. Trotz der Plagerei auf den letzten Kilometern war der Lauf ein super Erlebnis. Die Hitze, der Gegenwind, die hügelige Strecke, die karge Zuschauerzahl und die spartanische Verpflegung wurden mehr als aufgewogen durch die unvergesslichen Eindrücke dieser abwechslungsreichen Stadt am Meer.

 

Autor:
Klaus Eppele
eppele@welcheinglueck.de

Weitere Laufberichte siehe: http://laufen.welcheinglueck.de/Laufberichte/laufberichte.html