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20. Swiss Alpine Marathon am 30. Juli 2005 Da wo´s schön ist - in Davos, der höchstgelegenen Stadt in Europa, - feierte am 30. Juli 2005 der Swiss Alpine Marathon seinen 20. Geburtstag. Und wir waren dabei ... Achim, Heike, Marianne und ich (v.r.n.l.) sind bereits donnerstags angereist, um uns in aller Ruhe
seelisch und moralisch auf unsere Läufe vorzubereiten. Bereits vor einem Jahr sind wir alle Vier schon hier gelaufen: Marianne, Achim und ich den C42, Heike den K78.
In diesem Jahr haben Marianne und Achim den neuen C42 in Angriff genommen, Heike hat sich selbstverständlich auch diesmal mit nicht weniger als dem K78 begnügt und ich wollte den K42
testen, um zu entscheiden, ob ich mir irgendwann einmal die ganzen 78,5 km zumuten kann. Hier sieht man uns etwa eine halbe Stunde vor Heikes Start um 8.00 Uhr im Sportzentrum mitten in
Davos. Und hier war in diesem Jahr auch der Zieleinlauf für alle angebotenen Läufe im Rahmen des Swiss Alpine Marathons.
Marianne, Achim und ich haben uns noch Heikes Start angeschaut und sind danach um 8.50 Uhr mit dem Zug von Davos Platz nach Bergün gefahren, wo um 11.30 Uhr der K42 und um 12.15 Uhr der C42 starten sollte. Die Bahn, die bis Bergün über eine Stunde Fahrtzeit benötigte, war erwartungsgemäß total überfüllt.
Marianne und ich haben nur noch einen Sitzplatz auf der obersten Stufe des Kofferregals gefunden.
Vom Bahnhof Bergün blickt man direkt auf den “Effektenwechsel” für die K78er. Hier haben die K78-Läufer in etwa die Hälfte der Wegstrecke hinter sich. In dem Holzgebäude sind die
Kleiderbeutel der Läufer untergebracht, die sich bei Bedarf an dieser Stelle nochmal mit wärmerer Laufkleidung versorgen können, bevor es in höhere Regionen geht.
Im letzten Jahr bin ich hier auch vorbeigerannt, als der C42 noch von Davos nach Bergün führte. Wir hatten damals gehofft, schon am Ziel zu sein, wurden dann aber direkt nach dem gelben Bogen
nochmal rechts in die Pampa geleitet, wo wir nochmal einen recht anstrengenden Bogen um Bergün machen mussten, bevor wir an unser Ziel kamen. In Bergün hatten wir noch genügend Zeit, die ersten Läufer des K78 zu bejubeln. Auf dem Foto läuft
gerade die Vorjahressiegerin Monica Casiraghi an uns vorbei, die als zweite Frau in Bergün ankam, schon recht fertig aussah und später auch aufgegeben hat. Diesen Weg durch Bergün bin ich etwas
später (etwa 1,5 km nach dem Start) auch entlang gelaufen. 11.15 Uhr. Im Startbereich für K42 und C42, der neben einem Sägewerk am Rande von Bergün liegt, wollen uns
ein paar schwarz gekleidete Damen zum Aufwärmen animieren. Ich habe nicht mitgemacht, da es mir in der knallen Mittagssonne auch so schon viel zu warm war. 11.27 Uhr. 1365 MüM.
Noch drei Minuten bis zum Start. Ich reihe mich diesmal ganz vorne beim Start ein und werde deshalb auch auf den ersten Kilometern ständig überholt. 11.33 Uhr, 1400 MüM
Nach dem Start geht es zuerst 600 Meter bergauf bis zu einer Abzweigung, an der 45 Minuten später die C42-Läufer geradeaus weiter den Berg hinauf müssen. Wir biegen an dieser Stelle nach rechts
ab und laufen in einem etwa 800 Meter weiten Bogen ... ... bergab nach Bergün zürück, wo nur 1,4 km vom Start entfernt, der 14,4 km lange Aufstieg zur Keschhütte beginnt. 11:43 Uhr, 1400 MüM
13 Minuten nach dem Start bin ich schon total nassgeschwitzt, da die meiste Zeit die Sonne auf uns knallt. Zum Glück gibt es hier, kurz nach Bergün, auch ein paar schattige Stellen. (Für meine
Karlsruher Laufkollegen: Die Steigung entspricht hier etwa die des Fallbrunnenwegs.) 11:59 Uhr, 1500 MüM. Nach 4,7 km war schon die erste Gehstrecke angesagt, die aber zum Glück nur etwa 600 Meter lang war. 12.16 Uhr, etwa 1650 MüM Bis jetzt bin ich noch so etwa im 6er-Schnitt, was für einen Bergauflauf ja noch ok ist. Wir sind
jetzt etwa 7,5 km vom Ziel entfernt. Unten auf dem Weg zwischen den Bäumen laufen noch jede Menge K42er, von denen mich in den nächsten Stunden leider noch viele überholen werden. 12.21 Uhr, 1750 MüM
Vorbei an saftigen Weiden geht es in sengender Hitze und bei immer noch gleicher Steigung, aber jetzt wieder auf Asphalt, weiter Richtung dem kleinen Örtchen Chants. 12.35 Uhr. 1822 MüM.
65 Minuten für die ersten 10,1 km mit 527 Höhenmetern. Trotz der Hitze bin ich noch ganz gut drauf. Und der Blick auf das schöne Örtchen Chants und die Landschaft hebt noch immer die
Stimmung. Auch an dieser Verpflegungsstation laufe ich noch vorbei, da ich ja immer meine eigene Flasche für die ersten Kilometer mit auf den Weg nehme. 12.37 Uhr, 1850 MüM
Nochmal ein Blick zurück auf Chants bevor es auf das schon etwas steilere Stück in den Wald geht. 12:48 Uhr, 1952 MüM, 11,6 km vom Start entfernt.
Der Alpentrail und damit das steilste Teilsück (1,4 km, 338 Höhenmeter) beginnt. Hier ist es etwa so steil, wie vom Fallbrunnen den Trampelpfad zum Bergwald hinauf. Irgendwo auf diesem Anstieg halte ich kurz an, um zu verschnaufen. Denn ich merke schon jetzt,
dass mir die dünne Höhenluft zu schaffen macht. Ich laufe und atme wie sonst, aber irgendwie reicht heute der Sauerstoff nicht aus. Neben mir hält noch ein Läufer an und prustet. Ich sehe, dass
er ein Baden-Marathon-Shirt anhat. Er ist aus Baden-Baden und ärgert sich schon hier bei etwa Kilometer 50 der K78er-Strecke, dass er sich den K78 und nicht nur den K42 zumutet. 13.20 Uhr, 2250 MüM. Die Strecke wird wieder etwas flacher. Es zieht sich zu und die Sonne verschwindet.
13.25 Uhr, 2290 MüM, 13 km vom Start einfernt. Nur die Kuh schaut zu. - Letzte Verpflegung vor dem Gipfel. Als Zuschauer gibts hier nur ein paar
Kühe, die sich über uns wundern und ein paar einzelne Wanderer, die zum Teil etwas genervt sind, weil heute so viel auf dem Berg los ist.
Von hier haben wir noch 2,8 km mit 342 Höhenmetern bis zur Keschhütte. Ich fülle meine Flasche mit klarem Wasser und gehe weiter. 13:35 Uhr, 2450 MüM Im Gänsemarsch erklimmen wir den Berg. Jeder hat hier mit sich zu kämpfen. Keiner überholt. 13:46 Uhr Die Keschhütte und das erlösende Ziel für die K78er kommt in Sicht. Für die K78-Läufer ist hier oben
der wichtigste Aufstieg geschafft. Wir K42er müssen aber hinter diesem Berg nochmal zurück Richtung Tal. 13.51 Uhr, 2632 MüM.
Geschafft. Die Keschhütte ist erreicht. Jeder Läufer wird fotografiert und von einer Sprecherin begrüßt. Ich scheine so erlöst und glücklich (und vielleicht auch schon so fertig) auszusehen, dass
die Sprecherin meinen Namen sogar zweimal nennt und mir noch viel Glück wünscht. Zwei Stunden und 21 Minuten bin ich jetzt schon unterwegs und habe bisher nur 15,8 Entfernungskilometer geschafft. 13:55 Uhr Nach einer ausgiebiger Pause mit einem Bananenstückchen, Snickers, einer Scheibe Brot und Eistee werfe ich noch einen letzten Blick auf die Keschhütte ...
... und starte zum Bergablauf über Geröll und unwegsames Gelände zur 5,4 km entfernten und 440 Meter tiefer gelegenen Alp Funtauna. 14.11 Uhr, 2450 MüM. Von hier aus laufen die K42er und die K78er noch ein paar Meter zusammen. Dann trennen sich
unsere Wege. Die K78er dürfen jetzt über den Panoramaweg. Die K42er müssen weiter Richtung Tal. Ich düse los und obwohl hier nur ein schmaler Pfad nach unten führt, überhole ich auf dieser
Teilstrecke in teils gefährlichen Manövern jede Menge Läufer vor mir. Im Hintergrund sieht man nochmal die Keschhütte.
14.39 Uhr, 2192 MüM, 21,2 km vom Start entfernt. Halbzeit. Zumindest was die Entfernungskilometer betrifft. Noch nie zuvor habe ich für die
Halbmarathondistanz drei Stunden und 9 Minuten gebraucht. Auf dem Weg hierher musste ich mich tierisch auf das Gelände konzentrieren. Immer wieder hatte es tiefere Löcher und vor allem viele
Steine. Vor etwa 10 Minuten ist ein paar Meter vor mir ein Läufer über einen Stein gestolpert und auf den Boden geknallt. Ich denke noch, dass dem hoffentlich nichts passiert ist, stolpere aber eine
Sekunde später selbst und lande auch im Staub. Zum Glück ist nichts passiert - außer, dass ich jetzt dreckig bin wie ein Schwein und mir für den Rest des Wegs auch keine Überholmanöver mehr zutraue. 14.50 Uhr, 2350 MüM Nach kurzer Trinkpause im Tal geht wieder hoch auf 2606 Meter zum Scalettapass. Von der Alp
Funtauna bis zum Pass sind es 2,6 km und nochmal 414 Höhenmeter. Im Zickzackkurs geht es nach oben. Nach 313 Höhenmetern treffen die K78er vom Panoramaweg wieder zu uns. Oben auf dem
Pass mache ich leider kein Foto. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon zu erschöpft bin, vielleicht wurde ich aber auch nur vom Rennarzt Dr. Beat Villiger abgelenkt, der da oben steht, jedem
einzelnen Läufer die Hand schüttelt und ihm in die Augen sieht. Ich lache ihn freundlich an und er läßt mich weiterziehen. Scheinbar sehe ich noch nicht so fertig aus, wie ich mich fühle. 15.33 Uhr, 2600 MüM, 24 km vom Start entfernt Inzwischen hat es sich hier oben total zugezogen. Ich fange an zu frieren, mache hier nochmal ein
paar Minuten Pause und versuche eine warme Kraftbrühe zu trinken, was mir jedoch nur zur Hälfte gelingt. 16.04 Uhr, 2007 MüM, 28,1 km vom Start entfernt
Seit dem Pass liegen schon wieder 4,3 km und 599 Höhenmeter hinter mir. Wir kommen nach Dürrboden, wo der Alpentrail endet und wieder wegsameres Gelände beginnt. Von hier sind es noch
14,1 km bis zum Ziel und ich würde am liebsten einfach stehen bleiben und mich ins Gras setzen. 16.31 Uhr, 1800 MüM.
Irgendwo zwischen Dürrboden und Davos. Wir laufen immer leicht bergab durch das Dischmatal in Richtung Ziel. Mein innerer Schweinehund plagt mich wie verrückt. Aber ich laufe weiter, schaffe
aber trotz Gefälle nur noch etwa einen 6er-Schnitt. Etwa drei Kilometer vor dem Ziel wollen uns die Veranstalter kurz vor Davos noch ein wenig ägern und jagen uns nochmal 25 Meter den Berg hinauf
in den Wald hinein. Die letzten zwei Kilometer laufen wir dann wieder auf Asphaltstraßen durch den Ort. Ein Kilometer vor dem Ziel treffen die C42-, die K28-, die K21-Läufer und die Walker auf unsere
Strecke. Alle Läufer biegen in die Talstraße ein und sehen das Sportzentrum vor sich. Hier, auf den letzten Metern, gibt es sogar einige Zuschauer, die uns zujubeln. 17.39 Uhr, 1538 MüM Ich schwenke ins Stadion ein, begebe mich auf die letzten 200 Meter auf der Tartanbahn und laufe
nach 42,195 Entfernungskilometern mit +1890/-1710 Höhenmetern, 4517 verbratenen kcal (lt. Polar M51) und einer Zeit von 6 Stunden, 9 Minuten und 22 Sekunden durchs Ziel. Ein paar Sekunden nach
mir kommen Marianne und Achim an, die ja 45 Minuten nach mir gestartet waren und den C42 gelaufen sind. Heike ist schon längst im Ziel. Sie hat für ihre 78,5 km 8:34:26 Stunden benötigt und
ist damit die erste in ihrer Altersklasse und die 11. aller Frauen geworden. Während und direkt nach dem Lauf habe ich mir geschworen, dass ich niemals den K78 in Angriff
nehmen werde. Aber heute, drei Tage später, könnte ich mich mit diesem Gedanken doch schon wieder anfreunden ... Noch drei Bildchen zum Schluss:
Von Dürrboden aus sind wir das Dischmatal entlang gelaufen, das man auf diesem Bild sieht. Im Vordergrund liegt Davos. Das Ziel liegt rechts außerhalb des Bildes. Das Höhenprofil des K42. Wer es genauer sehen will, siehe:
www.swissalpine.ch.
Kartenausschnitt. Unten im Bild ist Bergün zu sehen, wo K42 und C42 starteten. Der C42 verlief auf der westlichen Route, der K42 ging rechts herum nach Davos, das oben im Bild liegt. Autor:
Klaus Eppele, Karlsruhe eppele@welcheinglueck.deHier noch ein Film zum diesjährigen K78 vom Schweizer Fernsehen: http://real.xobix.ch. |