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Weinstrasse2008

6. Marathon Deutsche Weinstraße am 6. April 2008

 

Wenn mein Laufkollege Marco kein so guter Überredungskünstler wäre, dann wäre ich bis heute noch nie in Bockenheim gewesen. Er ist “schuld” dass ich meine diesjährige Marathon-Saison doch wieder früher eröffnet habe, als vorgesehen.

Obwohl ich ihn dafür in den letzten Tagen ein paarmal verflucht habe, bin ich jetzt doch froh, dass ich meinen Trainingslauf für heute von Karlsruhe hierher verlegt habe.

Ich stehe um 6.30 Uhr auf und schaue aus dem Fenster: Es schüttet in Strömen. Super! Der Wetterbericht hatte wohl Recht. Er hat für heute Regen, Graupelschauer und böhigen Wind aus Westen angesagt.

Ein paar Minuten später klingelt das Telefon. Marco ist am Apparat und will sich vergewissern, ob wir uns diesen Regenlauf heute wirklich antun wollen. “Selbstverständlich”, sage ich. Ich bin zwar in diesem Jahr noch gar nicht marathonfit und ich habe auch keinen Bock bei Westwind 42 Kilometer in durchnässten Klamotten durch irgendwelche Weinberge zu rennen, aber jetzt bin ich schon aufgestanden und jetzt fahre ich auch in die Pfalz - komme, was da wolle.

Um 7.30 Uhr fahren wir los und nur ein paar Kilometer hinter Karlsruhe hört es auf zu regnen. Wow - sollte ich auch heute wieder Glück mit dem Wetter haben?

Eine Stunde später parke ich mein Fahrzeug auf einem Feldweg bei Bockenheim, der als der offizielle Parkplatz Nr. 9 ausgeschildert ist.

 

 

Auf dem Weg zum Start-/Zielbereich kommen wir am Schlussfahrzeug vorbei und ich hoffe, dass ich dieses Fahrzeug jetzt zum ersten und auch zum letzten Mal für heute sehe. Da Marianne und ich in drei Wochen in Wien laufen wollen, werde ich mich nämlich heute auf keinen Fall platt machen und notfalls die letzten Kilometer gehend bewältigen.

Im Festzelt ist schon jede Menge los. Wir holen unsere Startunterlagen. Für die 36 Euro Anmeldgebühr bekommt jeder von uns nicht nur die Startnummer, sondern auch eine Flasche Dornfelder, Traubenzucker, einen Energieriegel, den Riesling-Schwamm, einen Gutschein für eine Flasche Sekt und jede Menge Prospekte, die Marco gleich unbesehen in den Müll wirft.

 

 

In der Turnhalle neben dem Festzelt ziehen wir uns um. Im Moment haben wir eine Temperatur von vier Grad und der Himmel sieht nicht nach Regen aus. Nach langem Hin- und Herüberlegen entscheide ich mich für lange Hosen, kurzärmliges Shirt und Regenjacke. Außerdem nehme ich eine kurze Laufhose mit. Wenn das Wetter hält und es warm werden sollte, ziehe ich mich notfalls nochmal auf der Strecke um.

Wenige Minuten vor dem Start drängen wir uns in den Startblock beim Haus der Deutschen Weinstraße und erfahren, dass sich 3.072 Läuferinnen und Läufer zum heutigen Lauf angemeldet haben.

 

 

Pünktlich um 10 Uhr fällt der Startschuß und knapp zwei Minuten später überqueren Marco und ich die Startlinie.

Wir laufen durch Bockenheim in Richtung Süden. Zum Glück habe ich es nicht eilig, denn die Straße ist total überfüllt und man ist gezwungen, im Trott der anderen zu laufen.

 

 

Weil ich ständig anhalte, um zu fotografieren, entschwindet mir Marco irgendwo vorne in der Menge.

Wie immer knipse ich am Anfang alles, was mir in den Weg kommt. Die Feuerwehrleute freuen sich, dass sie auch fotografiert werden und winken mir (eine Sekunde nach dem Auslösen) zu.

 

 

Wir verlassen ...

... Bockenheim ...

 

 

... und kommen auf die Landstraße.

Hier auf der Wein-Straße treffe ich Norbert Wein von der LSG und unterhalte mich kurz mit ihm.

Eine Minute später muss ich schon die erste Zwangspause einlegen und einen Liter Mineralwasser ablassen.

 

 

Ich laufe etwas schneller, um Marco wieder einzuholen und komme an einem Münchner in echt bayrischer Laufbekleidung vorbei.

Nach knapp drei Kilometern fange ich an zu schwitzen. Mist! Vielleicht hätte ich doch in kurzen Hosen loslaufen sollen. Ich ziehe meine Regenjacke aus und trage sie in der Hand.

 

 

Wir kommen nach Asselheim.

Hier wird gerade der letzte Verpflegungsstand für den Rückweg aufgebaut.

 

 

Überall blüht es bereits und wie es im Moment aussieht, werden wir trotz der schlechten Wetterprognosen, einen für meine Laufkleidung zu warmen Tag bekommen.

Wir joggen durch die Grünstädter Einkaufsmeile ...

 

 

... und kommen dann raus ...

...auf die Weinberge.

 

 

Knapp 50 Minuten nach dem Start ...

... biegen wir rechts ab in Richtung Kleinkarlbach.

 

 

Noch ist das Läuferfeld recht dicht gedrängt ...

... aber in Kleinkarlbach verabschieden wir uns von den Halbmarathonis ...

 

 

... und ich bin total überrascht, als wir ein paar hundert Meter weiter nochmal mit den 21,1-km-Läufern zusammenkommen, ...

... um diese dann am Ende von Kleinkarlbach nun wirklich ihres Wegs ziehen zu lassen.

 

 

Genau eine Stunde nach dem Start komme ich an der 10 km Marke vorbei. Hier fühle ich mich noch total fit, befürchte aber, dass ich den 6er-Schnitt nicht bis zum Ende des Laufs halten kann.

Es wird wieder kühler und ich ich ziehe wieder meine Jacke an, die ich jetzt ca. sieben Kilometer lang getragen habe.

Nach Kleinkarlbach geht´s bergauf. Auf den nächsten fünf Kilometern mussen wir ca. 110 Höhenmeter überwinden. Insgesamt werden wir während dieses Marathons 495 Höhenmeter hinauf- und wieder hinunter”klettern”:

 

 

Ich treffe wieder auf Marco, der sich inzwischen auch wieder seine Jacke angezogen hat.

Wir kommen nach Bobenheim am Berg ...

 

 

... und wenig später nach Weisenheim am Berg. Mangels anderer Sehenswürdigkeiten fotografiere ich in jedem Dorf die Kirche und sonst nichts.

Es geht weiter bergauf, ...

 

 

... bergauf, ...

... und bergauf ...

 

 

... und ca. 14 km vom Start entfernt haben wir den höchsten Punkt der Strecke erreicht ...

... und dürfen jetzt bis nach Bad Dürkheim bergab laufen.

Das Wetter wird zunehmend schlechter und jetzt freue ich mich doch, dass ich mich für die langen Hosen und die Regenjacke entschieden habe. Aber trotz des miesen Wetters gefällt mir der Lauf bisher sehr gut. Bei Sonnenschein hätte man zwar bestimmt brillantere Fotos schießen können, aber die in Wolken und Nieselregen getauchte Landschaft hat auch ihren Reiz. Außerdem hätte ich sicher mehr zu kämpfen, wenn mir die ganze Zeit die Sonne auf den Kopf knallen würde.

 

 

Die Kirchenschau geht weiter - ...

... diesmal in Leistadt.

 

 

Noch drei Kilometer bis Bad Dürkheim, dem Wendepunkt der Strecke.

Auf dem Weg dorthin fotografiere ich noch einen LG Muli Läufer, mit dem ich mich auch ein wenig unterhalte, ...

 

 

... knipse Marco, ...

... und Marco fotografiert mich (ganz rechts).

 

 

In Bad Dürkheim macht mich Marco auf das Dürkheimer Riesenfaß aufmerksam, das ich sonst übersehen hätte.

Auch hier gibt es keine Zuschauer.

 

 

Erst kurz nach der 20 km Marke, die ich genau zwei Stunden nach dem Start erreiche, ...

... finden sich auf dem Stadtplatz ein paar Zuschauer.

 

 

Hier gibt es auch einen der insgesamt elf Verpflegungsstände. Ich greife mir ein Stück Banane, aber zu trinken brauche ich nichts, da ich wie immer meine Powerade-Flasche dabei habe, die mir heute wegen des schlechten Wetters sogar bis zum Ziel reicht. Ein Sprecher liest die Namen der Läufer vor. Meinen Namen kann er nicht nennen, weil meine Startnummer durch die Regenjacke verdeckt ist.

Wir kommen in den Kurpark, ...

 

 

... laufen an der abgebrannten Saline vorbei, die vielleicht bis zum nächsten Marathon wieder aufgebaut sein wird, ...

... und verlassen Bad Dürkheim.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen wir ein paar Läufer, die zwar nur wenige Meter von uns entfernt sind, aber doch ca. zwei Kilometer vor uns laufen. Das bedeudet, dass wir jetzt in einer Schleife Kilometer schinden müssen, was mich nicht gerade motiviert, weil ich nun doch schon langsam müde werde.

 

 

Plötzlich fängt es an zu hageln. Ich suche nach einem schwarzen Untergrund, um die Hagelkörnchen besser im Foto dokumentieren zu können und finde diesen im Laufshirt von Jürgen vom MC Schlabbeflicker Pirmasens, der gerade kurz hinter uns läuft. Er frägt mich, ob das Foto auf irgendeiner Internetseite erscheinen wird. Ich nenne laufen.welcheinglueck.de und  bin total erstaunt (und auch ein wenig stolz) als er mich antwortet: “Ach, klar. Die Seite kenne ich.”

Weiter geht es nach Ungstein ...

 

 

... und dann nach Kallstadt, ...

... wo ich mal wieder die Dorfkirche im Bild festhalte.

 

 

Hier steht auch eine Mitarbeiterin vom Foto-Team-Müller, die uns alle ablichtet und für die ich schnell meine Regenjacke öffne, damit meine Startnummer sichtbar wird.

Der Hagelschauer hat zum Glück nur kurz angehalten ...

 

 

... und der Himmel bleibt zwar mit dicken Wolken bedeckt, ...

... wird aber wieder ein wenig heller.

 

 

Die Strecke empfinde ich jetzt als nicht mehr so reizvoll. Wir laufen eben auf der Landstraße von einem Dorf zum nächsten.

Kurz nach Herxheim ...

 

 

... erreiche ich das 30 km Schild. Für die letzten zehn Kilometer habe ich 1:03 gebraucht, bin also schon etwas langsamer geworden.

Marco rennt schon seit einigen Kilometern ca. 300 Meter vor mir, aber ich habe nicht die Kraft, ihn einzuholen.

Zum Glück treffe ich kurz vor Dackenheim auf Claudia von den Memlern (links im Bild). Sie zieht mich mit, ...

 

 

... sodass ich ca. einen Kilometer später doch wieder auf Marco treffe.

Da ich auf dem Rest der Strecke nicht mehr so oft zum fotografieren stehen bleibe, bleiben wir ab hier für den Rest des Weges zusammen.

Wir kämpfen uns zusammen die Landstraße entlang, ...

 

 

... nehmen noch Kirchheim (wieder mit der Kirche) mit ...

... und kommen wieder auf den von Reben gesäumten Weg, den wir schon vor knapp drei Stunden in die andere Richtung gelaufen sind.

 

 

Nach Grünstadt erreichen wir die “Wand von Asselheim”. Hier geht es auf einem Kilometer Länge nochmal ca. 80 Meter nach oben. Das ist nicht viel, aber wenn man bereits 40 Kilometer in den Knochen hat, merkt man die Steigung schon.

Die letzten zwei Kilometer wechseln wir ständig vom langsamen Joggen zum schnellen Gehen und wieder zurück.

Nach 4:24:31 Stunden erreiche ich das Ziel. Das ist wirklich keine glorreiche Zielzeit, aber wenn man bedenkt, dass mein bisher längster Lauf in diesem Jahr gerade mal 27 gemütliche Kilometer lang war, kann ich mit mir zufrieden sein.

Außer mit kommen heute noch weitere 2.453 Läuferinnen und Läufer hier an (1.738 Halbmarathon und 715 Marathon).

 

 

Wir steuern den Verpflegungsstand an. Ich nehme mir einen warmen Tee. Die Kälte und die Anstrengung haben mich doch ein wenig ausgekühlt. Jürgen erzählt mir später, dass er sich ein Weinschorle genommen hat, das hier auch angeboten wird.

 

Im Festzelt ist noch ganz schön was los. Aber wir stellen uns schnell unter die warme Dusche, ziehen uns um und fahren zurück nach Karlsruhe.

Danke, Marco, dass du mich überredet hast hierher zu kommen. Der für heute angesetzte lange Lauf wäre in Karlsruhe bestimmt weniger interessant gewesen.

Jetzt noch drei Wochen Training und dann geht´s ab nach Wien.

 

 

Autor:
Klaus Eppele
eppele@welcheinglueck.de

Weitere Laufberichte siehe:
http://laufen.welcheinglueck.de/Laufberichte/laufberichte.html