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7. LGT Alpin-Marathon Liechtenstein am 10. Juni 2006 Kann man in einem Land mit einer
Länge von max. 24,6 km, einer Breite von max. 12,4 km, einer Gesamtfläche von 160 qkm und einer Landesgrenze von 76 km einen Marathon laufen? Ja, man kann! |
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Das hier ist Malbun, der Zielort des LGT Alpin-Marathons. Wir haben diesen schönen Fleck, der 1600 Meter über dem Meeresspiegel liegt, schon
zwei Tage vor dem Marathon besucht, um uns zu vergewissern, dass der Schnee der letzten Wochen auch wirklich abgetaut ist und die Wege frei sind. Hier stehen wir etwa beim Kilometerschild 38 und hoffen, dass es uns in
zwei Tagen, wenn wir genau an dieser Stelle vorbeikommen, genau so gut gehen wird wie heute ... |
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Ja, und das hier sind wir, Marianne und Klaus vom SV Hohenwettersbach, etwa neun Minuten vor dem Start, der für 9.00 Uhr angesetzt ist.
Hinter uns steht einer der beiden Zugläufer (nein, nicht der mit dem roten T-Shirt, sondern der links mit dem Luftballon), die die Teilnehmer auf Wunsch in 4:30 oder in 5:00 Stunden ins Ziel bringen wollen. |
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Und das hier sind wir zusammen mit unseren Lauffreunden Karlheinz, Armin, Heike, noch eine Heike und rechts von uns Achim, mit denen wir in vor
ein paar Wochen schon den Barcelona Marathon gelaufen sind. |
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Nachdem wir unsere Kleidersäcke abgegeben und noch einen Schluck getrunken haben, stellen wir uns kurz vor dem Start zusammen mit etwa 600
weiteren Läuferinnen und Läufern aus 23 verschiedenen Nationen vor das Firmengelände der Herbert Ospelt AG, Bendern ... |
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... und warten auf den Startschuß ... |
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... der pünktlich um 9.00 Uhr erfolgt. Ich stehe ziemlich weit hinten im Läuferfeld und überquere 14 Sekunden nach dem Startschuß die
Startlinie. Dabei bemerke ich, dass mein Datasport-Chip am Schuh, der jedem Teilnehmer leihweise überlassen wurde, gar nicht das sonst übliche Piepsen aktiviert, weil hier keine Messmatten liegen und somit auch keine
Nettozeit-Erfassung erfolgen kann. Gleich nach dem Start bleibe ich kurz stehen, fotografiere das wirklich übersichtliche Läuferfeld ... |
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... und mache mich diesmal als allerletzter Läufer auf den Weg. Im Schatten der Bäume laufen wir etwa 1,5 km die Schwaaner Straße in Richtung
Schwaan und biegen dann rechts ab über die Felder in Richtung Rhein. |
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9:17 Uhr Kurz nach Kilometerschild 3 kommen wir zum Glück wieder für etwa zehn Minuten in den kühlenden Schatten der Bäume. Wir biegen links
ab ... |
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... und laufen etwa 6,5 km am Rhein entlang Richtung Süden. |
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Hinter mir läuft ein Läufer vom LG Rülzheim, der auch aus Karlsruhe kommt (ganz links). Er erzählt mir, dass er nach dem Lauf gleich wieder nach
Hause fährt, weil er für den nächsten Tag bereits einen Wettlauf in der Pfalz geplant hat. Überhaupt treffe ich heute während des Laufs so einige Laufcracks: Zwei Läufer erzählen mir, dass sie am nächsten Tag den
Heidenheimer Marathon laufen wollen, ein weiterer plant die Teilnahme am Mittelrhein-Marathon in einer Woche, für den nächsten ist das hier nur ein kleiner Trainingslauf vor der Jura-Überquerung, die 59-jährige Renate
läuft heute schon ihren 14. Marathon in diesem Jahr, etc. |
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9.53 Uhr: Wir sind in Vaduz, der Hauptstadt Liechtensteins, angekommen und haben die ersten zehn Kilometer geschafft. |
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Wir laufen ein Stück durch die Stadt, an mehreren Kunst-Installationen ... |
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... und am Kunstmuseum vorbei, biegen nach etwa 10,5 km Wegstrecke in den Schlossweg ein und ... |
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... was für eine Freude! Dort, wo die flache Strecke endet und der erste große Anstieg beginnt, stehen unsere Söhne Paul und Fritz, strahlen uns
an und geben uns Kraft für die erste 10,5 km lange Bergetappe, auf denen wir etwa 1100 Höhenmeter überwinden müssen. |
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Schon nach wenigen Metern Laufstrecke haben wir freien Blick über Vaduz. Wir kommen in den Schlosswald und passieren etwa bei km 12 ... |
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... das Schloss Vaduz, Wohnsitz der fürstlichen Familie und bekanntestes Wahrzeichen der Stadt. Weiter geht es ... |
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... durch den Wald Richtung Himmel. Der Weg ist mir hier schon zu steil zum Laufen, aber auch noch zu flach zum Gehen, weshalb ich in einen
seltsamen Schleichschritt verfalle. |
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Bei km 14 verlassen wir den schützenden Wald und müssen wieder in die Sonne, die mir aber heute nichts ausmacht, weil ich die ganze Zeit in
meinem persönlichen Wohlfühltempo laufe. Ich freue mich sogar über das tolle Wetter. Denn lieber in der Sonne schwitzen, als Regen, Schnee und diese Saukälte, die wir noch vor einer Woche hatten. |
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Auf Asphaltwegen gehts weiter bergauf. |
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10.41 Uhr Wir sind jetzt im Örtchen Samina und vor vier Minuten am 15-km-Schild vorbeigelaufen. Die genaue Zeit kenne ich nur, weil meine
Digitalkamera bei jedem Foto den Aufnahmezeitpunkt mit abspeichert. Während des Laufs habe ich diesmal überhaupt keine Ahnung, wie spät es ist, weil ich meine Pulsuhr in Karlsruhe vergessen habe. Aber das macht nichts.
Da ich nämlich erst wenig Erfahrung mit Bergläufen habe, kann ich mir nicht vorstellen, wie anstrengend der Lauf werden wird und nehme mir deshalb auch keine Zielzeit vor. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen,
versuche gut durchzukommen und genieße die Landschaft. Das ist ja eine der vielen schönen Seiten der Bergmarathons: Wenn man keiner der Topläufer ist, kommt es nicht wirklich auf die Zeit an. Man muss nicht, wie bei
einem Stadtmarathon, bei jeder Kilometermarke prüfen, ob man ein paar Sekunden zu langsam war, weil man die einzelnen Kilometerstrecken, aufgrund der unterschiedlichen Steigungen sowieso nicht miteinander vergleichen
kann. |
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10.43 Uhr Inzwischen haben wir den Rhein, an dem wir noch vor einer Stunde entlang gelaufen sind, schon ganz schön weit unter uns gelassen.
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Wir müssen noch einmal eine kurze 15-prozentige Steigung bewältigen (was gar nichts ist gegen das, was noch kommen wird) ... |
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... und dürfen dann zwischen km 18/19 auf einem flachen Single-Trail, der durch den Wald und über blühende Wiesen führt, ein wenig regenerieren.
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11.25 Uhr Zwei Stunden und 25 Minuten für die ersten 20 km. Hier frage ich zum ersten Mal einen Mitläufer nach der Uhrzeit und rechne mir
aus, dass ich wohl in keinem Fall unter fünf Stunden finishen werde und also in keinem Fall in irgendwelche Hektik verfallen muss. |
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Es geht weiter bergauf und ständig wechseln wir zwischen leichtem Lauf- und schnellem Gehschritt. |
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An der nächsten Verpflegungsstelle schütte ich mir wieder zwei Becher Wasser über den Kopf, greife mir ein Stückchen Müsliriegel und ein
Stückchen Weißbrot und nehme mir einen Schwamm mit zur Kühlung unterwegs. |
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Jetzt sind es nur noch ein paar Hundert Meter ... |
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... bis zur Silumer Höhe auf 1539 Metern, dem ersten der beiden Gipfel, die heute zu bewältigen sind. Es ist jetzt 11.41 Uhr, wir sind jetzt
1100 Meter höher als beim Start und die Hälfte der Strecke ist geschafft. |
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Noch ein Becher Wasser von einem der freundlichen und zahlreichen Helfer und dann gehts etwas 240 HM zeitweise recht steil bergab nach Steg mit
seinem schönen türkisfarbenen Sumina See, den man in der Ferne links auf dem Foto erkennen kann. |
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Während des Bergablaufens sehe ich auf der anderen Talseite den Weg von Steg Richtung Saminatal, den ich in etwa einer halben Stunde auch laufen
werde. |
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12.01 Uhr In Steg ist tierisch was los. Hier stehen und sitzen viele Zuschauer rufen “Hopp, hopp, hopp” und “Bravo, Bravo”, pfeifen oder
läuten mit teils überdimensionalen Kuhglocken. Das Läuten der Kuhglocken ist sowieso sensationell. Schon auf dem Weg nach Steg und auch hier stehen Unmengen von Kühen auf den Wiesen, die so intensiv und laut mit ihren
Glocken bimmeln, dass das schon fast an Ruhestörung grenzt. Ich steuere wieder die Verpflegungsstation an und nehme mir diesmal außer einem Becher Wasser ein Stückchen Banane und ein Energie-Gel, das ich aber gar nicht
nutze und später im Ziel immer noch ungeöffnet in der Hand halte. Die Verpflegung ist hier, wie überall auf der Strecke vorbildlich. Es gibt Müsliriegel, Weißbrot, Bananen, Orangenstücke, Magnesium, Wasser, Isodrinks,
Cola und vielleicht noch ein paar andere Sachen, die ich vielleicht gar nicht registriert habe. Auch das Personal ist sehr hilfsbereit und freundlich. |
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12.04 Uhr Kurz nach Steg sind 25 km geschafft. Vor ein paar Metern wurde die Zwischenzeit gemessen, die max. 3:45 Stunden betragen darf. Wer
hier später ankommt, wird aus dem Rennen genommen oder muss auf eigenes Risiko und ohne Verpflegungsanspruch weiterlaufen. |
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Ab jetzt geht es für etwa sieben Kilometer immer etwas rauf und wieder etwas runter am Saminatal entlang. |
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Vor mir läuft Thadäus, ein “Einheimischer aus dem Unterland”, dem in und nach Steg jede Menge Zuschauer zugejubelt haben. Er läuft zum dritten
Mal hier und möchte auch nur den Lauf genießen, ohne auf die Zeit achten zu müssen. |
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Während wir in etwa immer auf gleicher Höhe bleiben, wird das Tal immer tiefer. |
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12.40 Uhr Bei km 30 sind wir bereits vom Saminatal rechts ins Valorschtal abgebogen. |
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Durch eine wunderschöne Landschaft nähern wir uns ... |
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12.58 Uhr ... dem nächsten großen Anstieg, der sich hier bereits ganz sacht ankündigt ... |
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... und dann erbarmungslos zuschlägt. |
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Nach etwa 1,5 km Aufstieg bleibe ich kurz stehen und blicke für eine halbe Minute ins Tal. Später sehe ich auf meiner Digitalkamera, dass ich
für den Kilometer 32/33 14 Minuten und für den Kilometer 33/34 sogar 15 Minuten brauche. |
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Aber die Mühe lohnt sich. Wir kommen den Berggipfeln schon wieder ziemlich nahe. |
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Motiviert durch eine Alphornbläserin ... |
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... komme ich etwa bei km 34 wieder auf breitere Wege mit geringerer Steigung ... |
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... und erreiche um 13.34 Uhr Saas Fürkle, den mit 1785 HM höchstgelegenen Punkt dieses Marathons. Von hier aus gehts erst einmal wieder 2,5 km
bergab Richtung Malbun. |
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Nach etwa 36,5 km Laufstrecke erblicke ich im Tal Malbun. Schon hier hört man den Sprecher, der die einzelnen Läufer nennt, die gerade ins Ziel
kommen. Ich jogge locker weiter. Trotz des Anstiegs zum Saas Fürkle bin ich noch ziemlich fit. |
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13.52 Uhr Hier bei km 37 wird es vielleicht für den einen oder anderen Läufer etwas hart. Denn obwohl das Ziel Luftlinie nur etwa 200 Meter
entfernt ist, ... |
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... müssen wir den nächsten Anstieg in Angriff nehmen und erst noch auf dem Panoramaweg ganz Malbun umrunden, bevor auch unser Name ausgerufen
werden kann. |
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Vorbei an kleineren Schneeresten ... |
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... laufen wir bis zum hintersten Zipfel von Malbun ... |
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... und bevor von hier aus der letzte Anstieg beginnt ... |
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... sehe ich nicht weit von der Strecke entfernt ein Murmeltier stehen, das gar nicht so recht weiß, was hier heute eigentlich los ist und
mächtig mit uns schimpft. |
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Die letzten Gehpassagen sind angesagt ... |
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... und die noch vor wenigen Minuten fast greifbaren Malbuner Häuser verwandeln sich wieder in kleine Spielzeuggebäude. Aber bei km 40 ist der
letzte Hügel geschafft. Jetzt gehts noch einen Kilometer recht eben an Malbun entlang und ... |
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... auf dem letzten Kilometer dürfen wir es nochmal richtig sausen lassen und nur noch bergab laufen. |
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Nach brutto 5:32:45 laufe ich durchs Ziel und darf mich in die fast noch familiäre Gruppe der nur 454 männlichen und 88 weiblichen Finisher
einreihen. Scheinbar habe ich mich bei diesem Lauf zu arg geschont. Denn ich könnte einfach noch weiterlaufen und was noch nie nach einem Marathon der Fall war - ich habe auch am nächsten Tag keinen Muskelkater und
keinerlei Probleme beim Treppensteigen. Das freut mich sehr. Denn bei meinem letzten Bergmarathon vor etwa einem Jahr in Davos
war ich trotz einer Laufzeit von 6:09 ganz schon fertig. Für mich ist das das Zeichen, dass ich vielleicht doch nächstes Jahr den K78 in Angriff nehmen kann. |
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Nicht lange nach mir kommt Marianne (5:56:52) zusammen mit Heike, Armin und Achim ins Ziel. Lange vor mir sind bereits unsere “Tiere” Heike
(4:32:49) und Karlheinz (4:37:30) angekommen. Im Ziel entfernen uns hilfsbereite Helferinnen die Chips von den Schuhen und wir erhalten ein Finisher-Funktionsshirt und eine Kristallfigur von Swarowski. Einen Tag
vorher habe ich in Vaduz gesehen, dass solche Glasfiguren recht teuer sind. Trotzdem hätte ich anstatt dieses Tierchens lieber eine Medaille für meine Medaillensammlung bekommen. Die fehlende Medaille ist aber mein
einziger Kritikpunkt. Der Lauf war klasse organisiert von der Startnummernausgabe bis zu den schön warmen Duschen im Zielbereich und dem Rücktransport nach Bendern hat alles 1A geklappt. Auch Marianne fand den Lauf
toll. Sie hat sich nur ein wenig an den Walkern gestört, die wohl gerade zu der Zeit, als sie auf den letzten Kilometern lief, vermehrt aufgetreten sind und ihre Stöcke im Weg herumgeschwenkt haben. |
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Autor: Klaus Eppele eppele@welcheinglueck.de Weitere Laufberichte siehe:
http://laufen.welcheinglueck.de/Laufberichte/laufberichte.html |